Es ist Juli und die Urlaubszeit ist voll im Gange. Bist du auch auf der Suche nach einer Kamera für deinen Urlaub die in jede Tasche braucht, nicht viel Gewicht wegnimmt, Unterwasserfotos macht und trotzdem gute Qualität liefert? Sind Kompaktkameras denn überhaupt noch zeitgemäß?
Ich durfte die Rollei 85 Kompaktkamera in Orange testen und werde euch ungefiltert und meine Erfahrung und ein paar Vergleiche zeigen. Ich habe mir einige Zeit gelassen mit diesem Beitrag, da ich meine Erfahrungen möglichst detailliert schildern konnte.
Hier könnt ihr euch einen Testbericht zu Kameras im ähnlichen Preissegment ansehen.
Die Hardfacts zur Rollei Sportsline 85
- Rollei Sportsline 85 in Orange
- 8.0 Megapixel CMOS Sensor
- Videos 1080p/15fps und 720p/30fps
- Bei Amazon derzeit € 54,–
- Gewicht 136g
- Modi: Foto, Video, Tonaufnahme
- Für Tauchtiefen bis 3 Meter und Stoßfest bis 1 Meter
Vorfreude und erste Schwierigkeiten
Die Vorfreude erstmals eine Kamera zu testen war groß! Ich selbst stehe vor jedem Urlaub wieder vor der Frage: Nehme ich wirklich ALLES an Equipment mit, was muss zu Hause bleiben, geht der Rucksack überhaupt noch zu?
Und bei Fernreisen wird das Handgepäck quasi vollständig von Fotoequipment eingenommen, manche Sachen zum Freund ausgelagert und trotzdem ist man locker über den zugelassenen 8kg für Handgepäck und hofft einfach nur, ass niemand den Rucksack wiegen möchte…
Wie einfach wäre es, eine kleine Kompakte Kamera mitzunehmen, die trotzdem tolle Ergebnisse liefert?! Verglichen habe ich die Kamera hauptsächlich mit meinem Huawei P10, da der Vergleich mit einem Smartphone für mich am interessantesten wirkte, aber ich habe auch ein paar Vergleichsaufnahmen mit der GoPro Hero600 und der Canon 5DMark III gemacht.
Nach dem Auspacken hatte ich gleich mal erste Startschwierigkeiten, weil ich es nicht schaffte den Akku korrekt einzulegen. Wenn man ihn ganz fest reindrückt schnappt irgendwann das Häkchen zu, der Akku hält und es geht los.
Optik & Display
Die Rollei 85 in Orange sieht flott aus, ist superleicht und macht einen soliden Eindruck trotz Plastikgehäuse. Das Display empfand ich leider als katastrophal, wenn man die Kamera nicht direkt auf Augenhöhe hält sieht man so gut wie gar nichts, das Display wirkt schwarz. Die Farbwiedergabe des Displays ist so so, ein gutes Display sieht leider anders aus. Schlimm wird es vor Allem, wenn man die Kamera etwas tiefer hält und nach oben kippt.
Einstellungen führen zum Erfolg
Standardmäßig ist die Datumsfunktion eingeschaltet, die in jedes Foto am linken Rand das Datum setzt, was mich persönlich wahnsinnig stört. Obwohl das zwar auch so im Diesplay zu sehen ist, kam die große Ernüchterung dann doch erst mal am PC als ich die Fotos in groß gesehen habe.
Ich empfehle die Schärfung auf minimal zu stellen – ich hatte sie während der Tests auf Fein und bin der Meinung, dass alle Fotos massiv überschärft wurden, sowas mache ich lieber später am PC, aber selbst wenn man die Bilder gleich für ein Fotoalbum oder -buch verwenden möchte, finde ich sie etwas zu scharf, teilweise sah man schon Ränder um Konturen, was mich richtig gestört hat.
Klein macht Spaß
Ich muss gestehen: Das kleine Ding macht Spaß, es ist leicht, passt überall rein und Selfies klappen wesentlich besser als mit der riesengroßen Spiegelreflex, bei der einem fast die Arme beim Halten abfallen. Die Fotos bei normalen Lichtverhältnissen sind okay, die Farben in Ordnung, nichts besonders. You get what you pay for, und in Alltagssituationen funktioniert’s auch ganz gut.
Schlechte Lichtverhältnisse und Sonnenuntergänge
Für schlechte Lichtverhältnisse gibt folgende Modi: Nachtportrait, Nachtszene, Party und Hohe Sensivität. Der Sinn der Partyfunktion hat sich uns nicht erschlossen, da bei schlechten Lichtverhältnissen trotzdem fast jedes Portrait völlig verschwommen war. Beim Nachtportrait ist das Rauschen so erheblich, dass das Bild für mich eigentlich als nicht brauchbar gilt. Das Sonnenuntergang Bild war okay aber auch nicht herausragend..
Bewölktes Wetter, Zoomen und der Weißabgleich
Bei einer Wanderung nahm ich die Rollei noch einmal zum Testen. Im Wald waren die Ergebnisse sogar recht gut bei bewölktem Wetter, auch die weiten Landschaftsbilder waren okay, Zoomen sollte man eher vermeiden, weil es dann schon sehr pixelt. Die meiste Zeit haut der Weißabgleich auch gut hin, nur manchmal verfehlt er kräftig sein Ziel, vor Allem bei flächendeckenden Elementen oder kurz nachdem die Kamera aus dem Wasser wieder ‘an Land’ verwendet wird.
Landschaftsbilder
Weißabgleich Fail
Huawei P10
Rollei Sportsline 85
Unterwasser
Ich bin zwar noch zu keinen Unterwasser Pool Fotos gekommen, aber ich denke, dass sie da durchaus ganz nette Ergebnisse liefert. Bei Seen, in trüberem / etwas dunkleren Lichtverhältnissen macht sich wieder das starke Rauschen bemerkbar. Ich denke, dass die Unterwasserfunktion eines der stärksten Kaufargumente für die Kamera ist – ich konnte sie allerdings nur bei zwei Fotos brauchbare Ergebnisse erzielen, bessere Motive hatte ich leider gerade nicht zur Verfügung.
Videofunktion - bloß nicht
Auf die Videofunktion war ich ebenfalls sehr gespannt und wurde hier leider maßlos enttäuscht! Die 1080p kannst du leider sofort vergessen, weil dabei nur 15 Frames pro Sekunde aufgenommen werden, aber 24 Frames für flüssige Bewegung benötigt werden! Bewegung verträgt die Kamera in dem Modus überhaupt gar nicht. Da bringen einem die ganze 1080p Auflösung nichts, wenn keine Bewegung im Bild stattfinden darf . Das Bild ruckelt wie wild und kommt mir schlechter vor, als bei meiner Canon Kompaktkamera, die ich vor 10 Jahren hatte. Alle normalen Smartphones fertigen bessere Videos an. Das Video unten sieht sogar ein bisschen flüssiger aus, weil ich glaube, dass Youtube auf 30fps hochrechnet. Wenn du dir das Originalvideo ansiehst, merkst du nochmal einen ordentlichen Unterschied.
Die 720p mit 30 Frames filmt zwar flüssig, das Bild nimmt bei voller Darstellung allerdings von der Größe her nur 1/4 meines 15 Zoll Laptopbildschirms ein. Sorry, aber voll durchgefallen.
Nach dem Fotografieren
Die Kamera funktioniert mit einer normalen SD Karte und der Akku wird in der Kamera über einen Mini USB Anschluss geladen. Fotos von der SD Karte ziehen kann man über den Kabelanschluss allerdings nicht, dafür muss die SD Karte entnommen und über eine SD Karten Lesegerät oder eingebauten SD Slot überspielt werden. Nicht tragisch, aber doch erwähnenswert.
Fazit
Wie schon weiter oben geschrieben: You get what you pay for. Eine Fotokamera um 50 Euro kann natürlich nicht mit einer Actioncam um 400 Euro oder einer Spiegelreflex um 2000 Euro mithalten. Das war von vornherein klar. Für mich stellte sich bei diesem Test eher die Frage, ob es denn überhaupt noch Sinn macht, in der heutigen Zeit in eine Kompaktkamera zu investieren, wo doch Handykameras immer weiter entwickelt werden.
In Internetauflösung und in kleinem Format sehen alle Fotos recht akzeptabel aus, und ich würde mir als Leser bestimmt denken: Was hat die denn?! SO schlecht ist alles doch gar nicht. Daher lade ich dich gerne ein, dir die Originaldaten herunter zu laden und dir die Fotos selbst durchzusehen.
Im höheren Preissegment gibt es bestimmt Kompaktkameras, die erstaunliche Ergebnisse liefern. Wer schon in ein Smartphone mit einer recht guten Kamera investiert hat, der wird von der Fotoleistung der Kamera absolut enttäuscht sein. Meine Huawei P10 Kamera liefert wirklich überraschend gute Ergebnisse und auch die Bedienfreundlichkeit finde ich fast entspannter als mit der Rollei Kamera.
Die Videofunktion ist bei mir völlig durchgerauscht, darüber brauche ich gar nicht mehr schreiben. Ich würde sie NIE für Videos verwenden.
Das einzige Kaufargument für diese Kamera wäre für mich die Unterwasserfunktion, wenn man auf Urlaub fährt und unbedingt ein paar Fotos mit den Kids im Pool oder im Meer machen möchte. Allerdings gibt es bei einigen Hotels und Ausflügen schon die Möglichkeit eine Actioncam oder Unterwasserkamera für einen Tag zu mieten, was von den Kosten her sogar vielleicht noch günstiger wäre und bessere Ergebnisse erzielt.
Bei Getgrover kann man zum Beispiel Spiegelreflexkameras oder Actioncams pro Monat mieten. So muss man nicht in wahnsinnig teures Equipment investieren, das nach dem Urlaub wieder ein ganzes Jahr herumliegt.
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Ja, ich habe diese Kamera zum testen bekommen und ich wollte auch wirklich gerne viele positive Dinge über die kleine Cam berichten. Ich wollte euch gerne schreiben, dass wir sehr begeistert sind und die Kamera unbedingt nach Island mitnehmen wollen. Um ganz ehrlich zu sein, werden wir das kleine Ding wohl lieber zu Hause lassen. Wer Qualität möchte muss nun einmal auch bereit sein, dafür zu bezahlen, es gibt eben Gründe, warum sich die Preise von Kameras so stark unterscheiden. Für meinen Anspruch brachte die Kamera leider einfach zu wenig Leistung, und das obwohl ich meine Erwartungen schon deutlich zurückgeschraubt hatte. Für die schnellen Fotos werde ich wohl doch auf mein Smartphone zurückgreifen.
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