Heute sollte ein ganz besonderer Tag werden: Wir planten eine Wanderung zum Kerlingarfjöll, Island, im Juli. Diesen besonderen Island Trip habe ich Ronnie zu seinem Geburtstag geschenkt. Im Vorfeld hatte ich für diesen einen Tag extra einen 4WD – ein Allradauto – für diese Reise gebucht, da ich immer wieder im Internet gelesen hatte, dass man mit einem normalen Mietauto auf KEINEN Fall nach Landmannalaugur fahren sollte!
Unser ganzes Kerlingarfjöll Abenteuer kannst du dir im Video anschauen
Also sind wir morgens von unserem Mietauto auf einen Dacia Duster gewechselt, der vom Platz her sogar noch um einiges enger war, als unser bisheriges Auto. Die ganze Hinfahrt (ca. 3h) hat es stark geregnet und die Sicht war, milde ausgedrückt, echt scheiße. .
Unsere Island Reise
Hier findest du noch mehr Infos zu unserem Island Abenteuer:
Unsere gesamte Route für den Island Roadtrip
Tag 1 – Geysir, Gulfoss, Thingvellir & Lake Kerid
Tag 2 – Wanderung zum Kerlingarfjöll
Tag 3 -Ein Regentag in Reykjavik
Tag 4 – Snaeffelsnes, ein Tagesausflug zur Halbinsel
Tag 5 – Krysuvik Geothermal Area und Urridafoss
Tag 6 – Seljalandsfoss, Gljufrabui und Skogafoss
Tag 6 – Schwarzer Strand Kirkjufjara und die Basaltsäulen
Tag 7 – Svartifoss Wasserfall, die isländischen Eisseen & Diamond Beach
Tag 8 – Fahrt mit dem Amphibienboot auf dem Gletschersee
Tag 9 – Námjafall Hverir Thermalgebiet
Tag 9 – Godafoss – der Wasserfall der Götter
Tag 10 – Dettifoss & Selfoss unterschiedlicher könnten sie nicht sein
Tag 11 – Unvergessliches Whale Watching Tour in Husavik
Ankunft beim Mountain Resort
Dementsprechend gering war die Motivation bei allen: Uns stand eine kalte, verregnete Wanderung mit wahrscheinlich superschlechter Sicht bevor. Als wir beim Mountain Resort am Fuße des Kerlingarfjöll ankamen, tröpfelte es nur noch leicht, aber dafür ging der Wind ziemlich stark, der einem sofort die Regentropfen ins Gesicht peitschte. Temperatur etwa 5 Grad Celsius.
Dunkel hatte ich aus Internetrecherchen noch im Kopf, dass man ca. 20 – 30 Minuten vom Parkplatz zum Kerlingarfjöll bräuchte – so lang und anstrengend könnte es ja gar nicht werden. Dachte ich.
Dazu sei nur eins gesagt: Völlige Fehlinformation.
Los geht das Abenteuer zum Kerlingarfjöll im Juli
Mit steigender Laune, weil sich das Wetter besserte, sind wir also dann zu viert los gestartet (Mein Papa blieb im Mountain Resort). Bereits nach etwa 150 Metern den ersten Hügel hinauf kamen uns Engländer entgegen, die meiner Mutter erzählten, dass sie umgekehrt seien. Weil der Weg so anstrengend und gefährlich sei und man auch Schneefelder überqueren müsse.
Es folgte eine hitzige Diskussion. Ich wollte unbedingt weitergehen, meine Mutter plädierte eher auf Grund des unstabilen Wetters und der Meinung der entgegenkommenden, dass wir vielleicht besser umkehren sollten. Letzten Endes haben wir beschlossen, die Wanderung zum Kerlingarfjöll fortzusetzen – umkehren kann man ja immer noch. Und ich dachte immer noch, dass der Weg nur so ne halbe Stunde geht. Maximal.
Die Wanderung zum Kerlingarfjöll dauert doch länger als gedacht
Der Weg ging um einiges länger als ursprünglich gedacht, war aber dank der Stein und Holzpfosten gut markiert. Der Wanderweg selbst ist sehr beeindruckend. Überall waren wir umgeben von dunkelgrau bis schwarzem Gestein, durchzogen von grellgrünen Moosflächen und weißen Schneeschlieren. Dank unserer tausend Schichten aus mehreren Hosen und Jacken und dem sanften, fortwährendem Anstieg war auch niemandem kalt.
Schneefelder
Nach etwa einer dreiviertel Stunde kamen wir am Top eines Hügels an und blickten zur gegenüberliegenden Seite. Wir sahen: ein Schneefeld nach dem anderen, über das sich ein paar Wanderer gerade wieder hinunterbemühten. Wir beschlossen, am Kamm auf sie zu warten und zu fragen, wie weit es noch wäre und wie die restliche Route aussähe. In der Zwischenzeit zogen immer wieder dunklere Wolken durch und es war nach wie vor recht windig.
Die Wanderer meinten, dass die Schneefelder okay seien, ein bisschen rutschig, und es wäre noch ca. eine halbe bis Dreiviertelstunde zum Anfang des Thermalgebietes. Wir schöpften Mut, waren aber ehrlicherweise für Schneegebiete nicht ordentlich ausgerüstet. Das erste Schneefeld war auch eindeutig das steilste und gemeinste. Wir versuchten in die Fußspuren der anderen fest zu Treten, da der Schnee durch die Sonne ein bisschen matschig und rutschig war.
Ein Teil der Gruppe kehrt um
Nach diesem ersten Schneefeld wollte meine Mutter umkehren, ihr war das Ganze einfach zu rutschig und nicht geheuer. Ronnie und ich beschlossen, noch weiter zu gehen. Für uns waren die Schneefelder noch okay. Ehrlicherweise muss ich aber sagen, dass mir das Wetter ein bisschen Unbehagen bereitete, da vom Kamm des Kerlingarfjölls immer wieder Wolken und Dunstwolken heruntergezogen kamen und der Wind immer stärker wurde. Dazwischen hatten wir aber tolle Aussichten hinüber zu anderen Gletschern und angeblich war es ja nicht mehr so weit. Nur noch über diesen einen Kamm drüber. Ab den Schneefeldern gab es auch eigentlich keine Wegmarkierungen mehr, sondern nur noch die Spuren des Vordermannes. So ganz wussten wir also nicht, ob wir auch richtig waren.
Nach dem letzten Schneefeld, ging es noch über ein sehr sehr matschiges Feld zum ersten richtigen Aussichtspunkt über die Kerlingarfjöll Region.
Und wir waren erstmal sprachlos.
Wanderung zum Kerlingarfjöll - endlich angekommen!
Glücklich und ziemlich fertig angekommen, wurde gleich mal ein High-Five ausgetauscht und die ersten Fotos von dieser irren Gegend aufgenommen. Die Fotos werden dem realen Bild auch einfach nicht gerecht. Überall konnte man die Rauchschwaden der Schwefelfelder aufsteigen sehen und die weißen Schneefelder wurden durchzogen von giftgrünem Moos und der türkis-blauen Färbung durch den Schwefel. Das ganze Gebiet wurde zudem noch von einem eisblauen Fluss durchzogen. Einfach magisch!
Am Ziel angekommen war leider auch der Karma Grip Bildstabilisator der GoPro leer, also sind die Videos leider teils stark verwackelt, da es mittlerweile oben geschätzt an die 80 – 100 km/h Windgeschwindigkeit hatte. Einen Fuß vor den anderen zu setzen war zunehmend schwierig (sieht man auch im Video ganz gut) und für manche Fotoaufnahmen musste Ronnie mich am Rucksack festhalten, da der Wind auch so böig war, dass man nie genau wusste, wann der Wind auf einmal nachlies, um gleich danach wieder mit einer neuen Böe nachzuschieben.
Deshalb haben wir uns dann auch entschlossen NICHT den Weg nach unten ins Tal zu nehmen, weil man da dann tatsächlich am Berggrat entlang gelaufen wäre und das war uns mit diesen Windverhältnissen einfach zu gefährlich.
Oh schau, da ist ein Parkplatz!
Das größte Aha-Erlebnis hatten wir aber, als wir den Weg entlangschauten und auf der anderen Seite des Bergkammes eine Hütte entdeckten. ‘Schau mal, dort drüben ist eine Hütte – da kann man auch übernachten’, meinte Ronnie. ‘Schau mal, daneben steht ein Auto – dort ist ein Parkplatz!!’ Völlig verdattert starrten wir zu dem Parkplatz rüber und lachten einfach nur laut auf. Die ganze Strecke hatten wir zurückgelegt und dann war gegenüber einfach ein Parkplatz zu dem man einfach hätte hochfahren können!
Schlimm war es trotzdem nicht. Wir denken immer wieder gerne an diese tolle Abenteuerwanderung zurück und als wir unten ankamen, entdeckten wir auch die erste und EINZIGE Karte von dieser Gegend in der sowohl die Wanderroute UND die Straße zum Parkplatz eingezeichnet waren. Sie befand sich bei den Schuhputz-Schrubbern. Mal ehrlich, wer putzt sich auch die Schuhe, BEVOR er auf eine Wanderung geht?!?
Ein Gutes hatte es aber: So konnten auch die anderen diese tolle Gegend noch sehen. Als wir oben mit dem Auto angekommen waren, zog es schon ziemlich zu, aber wir konnten trotzdem noch ein paar tolle Aufnahmen von der Gegend erhaschen und die ersten Stufen den Weg hinunter gehen. Der Wind war immer noch extrem stark und die paar Stufen bin ich später auf allen vieren und nur in Windpausen hochgestiegen, da aufgrund des Matsches auch alles noch dazu etwas rutschig war.
Was ich bei einer erneuten Wanderung zum Kerlingarfjöll anders machen würde
Im Nachhinein weiß man ja immer mehr! Wenn wir wieder eine Wanderung zum Kerlingarfjöll machen würden, würde ich mich definitiv besser vorbereiten.
Damals hatte ich alles etwa ein halbes Jahr vorher schon recherchiert und aus beruflichem Stress dann einfach keine Zeit mehr gehabt, mir alles noch einmal genau anzusehen. Eine ganz genaue Wegbeschreibung hatten wir aber dennoch nicht, daher gibt es bald einen genauen Eintrag zur Vorbereitung für die Wanderung zum Kerlingarfjöll mit allen Details.
Auf alle Fälle mitnehmen würde ich auch Wanderstöcke! Damals hatten wir noch keine eigenen. Aber gerade, wenn du Schneefelder überqueren musst und es rutschig wird, bist du für jeden Grip dankbar. Außerdem spart es dir Zeit, weil du schneller vorankommst und nicht wie auf rohen Eiern läufst. Wir teilen uns immer ein paar Wanderstöcke – so hat jeder noch eine Hand frei um sich bei einem möglichen Sturz noch abzufedern.
Alle wichtigen Infos zur Kerlingarfjöll Vorbereitung habe ich in einem weiteren Post zusammengefasst. Hier siehst du die genauen Abzweigungen unsere eingezeichnete Wanderroute, GPS Daten und vieles mehr.
Zum Schluss noch richtig gutes Wetter
Auf der Rückreise zu unserem Airbnb in Selfoss kam dann nochmal so richtig die Sonne raus und zeigte uns zum ersten Mal die beeindruckende isländische Landschaft in seiner ganzen Pracht! Mehrmals haben wir entlang der Straße angehalten um Fotos zu machen und glücklich nach diesem spannenden, zweiten Tag gingen wir bei Helligkeit zu Bett und freuten uns auf den nächsten Morgen. :-)
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